IM1013: Wolfenstein: The New Order
ACHTUNG PANZERHUND! Und damit ist nicht Rudolf (@benflavor) gemeint, der heutige Gast von Manu und Daniel, sondern Wolfenstein: The New Order. Wenn ein neues Wolfenstein-Spiel kommt, sind die Erwartungen natürlich hoch, denn immerhin zählt die Reihe mit zu den Gründern und Wegbereitern des Shooter-Genres. Nachdem das letzte Wolfenstein von 2009 eher enttäuschte, wagt mit Bethesda ein neuer Publisher einen Anlauf. The New Order schien unter einem besseren Stern zu stehen, wie wir auch schon in Folge 948 von Insert Moin feststellten.
Konnte der Ego-Shooter den Vorschusslorbeeren gerecht werden, oder hat sich der schwedische Entwickler Maschine Games am Erbe der Reihe verhoben und sich mit der heiklen Nazi-Thematik noch dazu ein unnötig heißes Eisen aufs Tablet gelegt? Darüber reden Manu und Daniel mit Rudolf im Cast.
Would you kindly…
Ihr wollt unabhängigen Spielejournalismus unterstützen und Zugriff auf alle Insert-Moin-Folgen haben? Great!
Dann werdet Unterstützer*in auf Patreon oder Steady: Für nur 5 EUR im Monat erhaltet ihr jeden Montag, Mittwoch und Freitag eine neue Folge per RSS-Feed frisch zum Frühstück geliefert. Darunter Reviews zu aktuellen Spielen, Einblicke hinter die Kulissen mit interessanten Menschen aus der Branche, Meta-Diskussionen und Themen-Specials.
Die Unterstützung ist jederzeit kündbar und ihr erhaltet sofort Zugang zu allen Premium-only-Inhalten!
Alle weiteren Informationen auf patreon.com/insertmoin oder steadyhq.com/insertmoin
Ich weiß, dass Superlevel eine Sammlung von Meinungen und Ansichten verschiedener Menschen ist, aber wenn zwischen dem euphorischen Preview-Cast zum Spiel, dem Sieg-Hain-Artikel und diesem Cast nur wenige Wochen liegen, würde ein wenig mehr gemeinsame Linie und Wertevorstellung der Sache schon guttun.
Schade eigentlich, dass ihr da das Thema von so unterschiedlichen Seiten angeht und die Frage nach dem „ist das ok, kann man das so machen“ im Cast weder gestellt noch beantwortet wird.
Es bedarf hier keiner gemeinsamen Linie, weil es sich um zwei unterschiedliche Sachen handelt:
In Wolfenstein kämpft man gegen das Regime, das im Laufe des Spiels als grausam, menschenverachtend und größenwahnsinnig dargestellt wird. Sympathie oder Verständnis kann da beim Spieler eigentlich nicht aufkommen.
Beim Sieg-Hain-Video hingegen werden Nazis lediglich als verschrobene, aber im Grunde harmlose, tollpatschige Kumpel-Typen dargestellt. Eine Einordnung fehlt ganz.
Ohne die Qualität des Einzelnen zu bewerten: Beides instrumentalisiert die Zeit unter dem NS Regime für ein Unterhaltungsprodukt. Inwiefern naive Blödelei mit NS Requisiten jetzt schlimmer ist als ein Vergnügungspark in einer alternativen Nazi-Timeline, muss eh jeder für sich bewerten.
Wenn das aber bei Euch einmal besonderen Regeln unterliegt, hier aber diese Regeln nicht gegengerechnet werden, finde ich das schlichtweg schade.
Ihr habt über Wolfenstein nicht anders gesprochen als auch über jeden anderen Shooter. Dabei hätte es gerade hier Themen gegeben (Darstellung des Holocaust in alternativer Zeitlinie im Spiel? Sind die Nazi hier wieder mal nur dumme Zielscheiben? Sollten Spiele als aktives Medium nicht doch besonderen Schranken unterliegen? Etc. ), denen man ruhig etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit hätte widmen können.
Und man kann schon diskutieren, ob die Verwurstung von Nazi Folklore und Darstellung als „grausam, menschenverachtend und größenwahnsinnig“ ohne Einordnung in den historischen Kontext nicht ebenso gefährlich ist, wie eventuelle Verharmlosung durch den Nazi als „tollpatschige Kumpel-Typen“.
Das wäre zum Beispiel ein Ansatz für den Cast gewesen, der auch eine Brücke zu den anderen Themen auf superlevel geschlagen hätte.
Ab Minute 19 sprechen wir aber auch über die „Disneyland“-Fahrt durchs Konzentrationslager, die mir sauer aufgestossen ist. Wenn es „pur“ Trash ist wie Nazi-Panzerhunde und -Bauten auf dem Mond, dann funktioniert das Spiel gut als pulpige „What if“-Dystopie. Die Szenen im Lager, die echten Bezug haben wollen zur Geschichte, fand ich dagegen eher fehl am Platz, weil sie eben nur Effekt sind und das echte Grauen der Nazis dieser Orte wie eine Geisterbahn benutzen.
Davon abgesehen gibt es hier keine redaktionelle „Linie“ oder „Agenda“, daher sehe ich diesen Bruch nicht, den Du sehen möchtest, der Artikel hier über die Thematik spricht ja auch über die lange Tradition der Nazis als einfache, „böse“ Gegner in Videospielen.
Dein Vergleich hinkt dahingehend, dass die Nazis in Wolfenstein keine Identifikationsfiguren für die Zielgruppe bieten, im Gegensatz zum Sieg Hain Video. DAS war ja die eigentliche Kritik. Der unreflektierte Umgang mit der Thematik bei einer Zielgruppe, die noch dazu extrem jung ist und laut Kommentaren auch wenig Reflektion zeigt, dafür um so mehr Identifikation- und Vorbild aus den beiden Moderatoren bezieht.
Das kann und wird bei Wolfenstein, schon gar nicht bei der hier vorliegenden „Regime“-Version passieren.
Du verstehst aber schon, dass genau diese Diskussion gut in den Podcast gepasst hätte, und dass man die Meinung vertreten kann, dass „da wurde mal einer gefoltert, das ist mir sauer aufgestoßen, jetzt lass aber mal über das Waffenfeedback reden“ in diesem Zusammenhang nicht ausreicht?
Das kombiniert mit Verharmlosung durch pulpeske Darstellung, ist jetzt auch nicht gerade der beste Weg, wie man mit dem Thema umgehen sollte. Glaube leider nicht daran, dass USK 18 Titel nur Volljährige zu Gesicht bekommen. Zur Not wird halt das Let’s Play geschaut.
Ist aber auch egal: mein Feedback richtete sich vor allem in die Richtung, dass ihr im Cast die Chance verpasst habt, differenzierte Aussagen darüber zu machen, ob dort überhaupt irgendetwas reflektiert wird oder nicht. Wäre bei dem Thema sicher interessanter gewesen, als noch einmal die Swastika oder die Lokalisierungsthematik aus dem Preview-Cast anzuschneiden.
Guten Morgen, danke für den Input Christian!
Für mich wäre es einfacher darauf zu antworten, wenn Du die Frage konkretisieren würdest, also in etwa: Darf man „WAS?“ „SO?“ machen?
Beste Grüße,
Rudolf
Sehr schöner Singleplayer-Shooter. Es hat mich überrascht wie viel in dem Spiel nach der 2009er Version steckt. Auch der ganze Style (Videos auf der Webseite, Poster, Bücher, Briefe und Zeitungsausschnitte, Neumondrecordings Soundtrack) ist um die alternative dystopische Zeitlinie gut entwickelt. Zeitweise finde ich das auch faszinierender als das eigentliche Gameplay.
Genial ist das alle Nationen in der Landessprache redn (polen, polnisch ….). Das macht das Spiel etwas authentischer – ist natürlich nur in der englischen Version so.
Salz -> Wunde
Exzellente Synchro der deutschen Seite. Besonders im englischsprachigen Original fühlt man sich wie bei Inglorious Basterds.
Ich mag es, mich an zwei Soldaten ranzuschleichen, die dann in meiner
Muttersprache über Schimmel im Beton und Frosch im Hals sprechen. In perfektem süddeutsch! Well done und das vom „Mein Leben“-Nachfolger