Batman, Daredevil, Green Lantern und jetzt Superman: Ja, es ist absolut angesagt eigentlich schon alte Comichelden in die traumatisierte Gegenwart zu hieven und all unsere durch Medien suggerierten Ängste über Terrorismus, die wackelige Weltwirtschaft und Identitätsverlust durch Überwachung auf die Identitätssuche gebrochener Fantasiefiguren zu projizieren. Allerdings konnte selbst Watchmen nicht verbergen, dass Superhelden ursprünglich für den Hoi polloi geschrieben worden und unter dem Vexierspiel übernatürlicher Machtkämpfe eigentlich sehr simpel gezeichnet sind.

So unterhaltsam das manchmal auch ist und so unverkennbar Comics ein wesentlicher, ja, vielleicht sogar aus sequentieller Kunst entstandener, wichtiger Teil von Kultur sind: Das Aufblasen blasser Figuren unter dem Deckmantel verkrampfter Mythenbildung mit Anlehnung an aktuellem Weltgeschehen kann zuweilen ermüdend wirken. Man wünscht sich dann manchmal bei derlei Themen einfach ein Drama, ein gutes Buch, eine gut recherchierte Dokumentation – und keine Person im seltsamen Kostüm, der über Gott und die Welt philosophiert, nur um im nächsten Augenblick ein paar bösen Buben auf die Schnauze zu hauen.

Der aus dem X-Men-Universum entstammende Deadpool wirkt da geradezu wie ein radikaler Gegenentwurf. In seinem jüngst erschienenem Videospiel hält ein Verbündeter eine pathetische Rede über die Befreiung der Erde – die der verrückte Deadpool ausblendet, indem der direkt zum Spieler spricht und ihn bittet, so schnell wie möglich eine Taste zu drücken, um den unermüdlichen Redner zu unterbrechen. Er hält sich verzweifelt die Ohren zu und ist lediglich an dem eigentlichem Kernreiz von den allermeisten Comics interessiert, der gerne vertuscht wird: Over-the-top-Action, Over-the-top-Gewalt und völlig übertrieben attraktive Menschen. Deadpool spricht direkt die niederen Reize an, zitiert und persifliert seine Comic-Kollegen und hat keine Schwierigkeiten damit im Sekundentakt die vierte Wand zu durchbrechen. Vermutlich besitzt der Comicheld deshalb so viele Fans (und liebt zudem das Internet nahezu mehr als alles andere).

Micha und der Tim vom Geekkeller haben mit Comics eigentlich nichts am Hut, aber das Deadpool-Spiel hat trotzdem ihr Interesse geweckt. Erfahrt im Podcast, ob der Brawler mehr als nur schrägen Humor zu bieten hat.

Launch-Trailer

Would you kindly…

Ihr wollt unabhängigen Spielejournalismus unterstützen und Zugriff auf alle Insert-Moin-Folgen haben? Great!

Dann werdet Unterstützer*in auf Patreon oder Steady: Für nur 5 EUR im Monat erhaltet ihr jeden Montag, Mittwoch und Freitag eine neue Folge per RSS-Feed frisch zum Frühstück geliefert. Darunter Reviews zu aktuellen Spielen, Einblicke hinter die Kulissen mit interessanten Menschen aus der Branche, Meta-Diskussionen und Themen-Specials.

Die Unterstützung ist jederzeit kündbar und ihr erhaltet sofort Zugang zu allen Premium-only-Inhalten!

Alle weiteren Informationen auf patreon.com/insertmoin oder steadyhq.com/insertmoin