IM1453: Le Brunch - Kotaku auf der Blacklist?
Kotaku ist nach eigenem Bekunden wegen zwei „Leaks“ zu Fallout 4 und Assassin’s Creed Syndicate (ehemals Victory) auf einer „Blacklist“ der zwei großen Publisher Bethesda und Ubisoft gelandet. Das heißt, dass sie auf Emails und Presseanfragen keine Antwort mehr erhalten und weder zu Events eingeladen, noch vorab mit Informationen und Pressemustern bedient werden. Kotaku selbst hat dazu einen Artikel geschrieben, in dem sie sich selbst als Verfechter der Pressefreiheit feiern. Ist das gerechtfertigt oder übertrieben?
Wir besprechen im Cast, was genau vorgefallen ist und wie sich die Situation für beide Seiten darstellt. Was ist investigativer Journalismus in der Spielepresse? Gibt es den, bzw. kann es ihn überhaupt geben?
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Indiehipster Marcus schrieb auch was dazu:
https://superlevel.de/spielkram/clickyleaks-kotakus-preis-fuer-spielejournalismus/
Eigentlich reicht ein einziges Wort aus dem Cast um alles zu sagen … clickbait
Erinnert mich an die Diskussion zu IM926: http://insertmoin.de/im926-machinima-gate-auf-youtube/
Also mir is wurscht, wenn die Ankündigen in 2 Jahren kommt ein neues Fallout und es dann doch nicht kommt! Mit der Info kannst eh nix anfangen und wenn Doom schon seit 10 Jahren in Entwicklung ist, ist es doch irgendwie logisch, daß es ein Problem gibt! Aber in Wirklichkeit interessiert mich, wann ein Spiel rauskommt und ob es mir gefallen wird. Als Hintergrundinfos wäre noch interessant, wie es bei den Publishern und Entwicklern zugeht. Als Enthüllungsjournalismus würde ich es empfinden, wenn offengelegt wird, daß sich die Publisher an den Spielen bereichern und auch ein Spielepreis von 20€ bei einem AAA schon einen Gewinn einfahren würde!!!!
Ich will doch nur SPIELEN, der Rest ist mir S-Egal
Schade, dass ihr Euch nicht an den alten Kotaku Blacklist „Skandal“ mit Sony um den Leak von Playstation Home vor der damaligen GDC erinnert habt. Da wurde die Blacklistung per Brief angekündigt, was Kotaku dann sofort mit dem Home Reveal veröffentlicht hat. Das hat damals insofern funktioniert, dass die Beziehungen zwischen Sony und Kotaku schnell wieder gekittet wurden. Vielleicht haben sie das auch hier als Motiv für die Veröffentlichung gehabt.
Das Ding mit dem Heranfüttern durch Privilegien ist in Zeiten von Youtubern so eine Sache, die ihr zu etwas leichtfertig abtut. Dass die es sich gerade im Anfangs- und mittleren Stadium nicht leisten können, Brücken zu verbrennen ist schon bedenklich und hat mit Sicherheit Auswirkungen auf den Content, den sie produzieren.
Dieses mal kann ich euch leider nicht zustimmen, denn Vorabmuster sind keines falls ein Privileg. Sondern die Grundlage für einen ausführlichen Test, der von potentiellen Käufern gelesen werden soll.
Das gleiche gilt für Interviews oder Pressekonferenzen oder nur die Versorgung mit Informationen zu einzelnen Spielen.
Man stelle sich nur mal vor, dass die Bundesregierung der Bildzeitung von seinen Pressekonferenzen ausschließen würde, dazu noch Interviewanfragen kategorisch ablehnen würde und jegliche Informationsanfragen blockieren würde.
Da wäre aber Holland in Not!
Was haben die Presseleute für einen Aufstand gemacht, als bei dem NSU Prozess die Sitzplätze im Gerichtssaal ausgelost wurden?!
Natürlich „dürfen“ Spielepublisher dies tun, aber Journalisten dafür zu bestrafen, dass sie die Wahrheit berichtet haben, weil sie selber nicht in der Lage sind ihre Informationen geheim zu halten, ist doch ziemlich arm.
Der Bericht (ich habe ihn nicht gelesen) sollte wohl auch eher die Leserschaft mobilisieren, damit diese bei den jeweiligen Publishern druck machen.
Ich selber kann auf diese ganzen News inzwischen fast gänzlich verzichten, aber anscheinend gibt es sehr viele Leute da draußen, die jeden Fitzel Information über Spiel X lesen wollen und gerade diese Leute lesen es natürlich da, wo die Information zu erst auf getaucht ist und welcher Journalist schreibt nicht lieber „haben WIR in Erfahrung gebracht“ als „haben wir auf der Seite von KONKURRENZ gelesen“. Da würde ich als Leser mir auch meine Gedanken machen.
Letzten Endes steht und fällt eine Seite wie Kotaku mit der Aktualität ihrer Inhalte und ist damit Lebensgrundlage von solchen Seiten.
Klar können sie jetzt irgend welche freien Journalisten da hin schicken, aber es ist doch noch was anderes, wenn da Journalist X einen Termin oder ein Testmuster haben will, oder ob eine der größten Spieleseiten im Web ein Testmuster haben will. Im Zweifelsfall würde der Journalist gar kein Testmuster bekommen, da er für den Publisher schlicht nicht wichtig genug ist und man eher die großen Reviewer und Youtuber abklappert. Das ist bei euch doch auch schon passiert.
Deshalb bin ich immer für Offenheit gegenüber der Presse. Als großes Unternehmen kann ich es mir nicht erlauben etwas persönlich zu nehmen. In meinen Augen ein NOGO!
Regierungen, Behörden und andere öffentliche Einrichtungen sind in Deutschland per Gesetz auskunftspflichtig. Ein Privatunternehmen wie ein Gamespublisher ist das nicht.
Und warum soll ein ausführlichen Test, der von potenziellen Käufern gelesen werden soll, nur mit Vorabmuster möglich sein? Ich bleibe dabei (nicht nur bei Games): Pressevorführungen, Muster, Testevents, Leihgaben sind ein Privileg, die der Presse die Arbeit erleichtern, weil sie aktuell und pünktlich eine Kaufberatung liefern können. Ein Recht darauf gibt es nicht.
Ums Recht geht es dabei ja auch gar nicht, sondern um Journalismus im weitesten Sinne.
Spitz das ganze doch mal zu. Kutaku könnte ja jetzt auch sagen: „OK liebe Publisher wir veröffentlichen nur noch eure Pressemitteilung und alle sind zufrieden“…außer der Leser natürlich. Heute werden Websites geblacklistet, wenn sie ein Releasedatum leaken, morgen wenn sie keine News zum 50ten Kostüm DLC gebracht haben und übermorgen weil die Wertung von Spiel X „der Erwartungshaltung der Pressestelle nicht gefällt“.
Wer ließt den einen Test zu einem Spiel, dass seit 2 Wochen draußen ist?
Wer ließt eine News, die vor 3 Tagen schon auf einer anderen Seite veröffentlicht wurde?
Wer geht auf eine Seite, die immer später dran ist mit allen Infos, als die anderen zich Seiten?
Ich kann nicht einfach sagen: Der Publisher hat das Recht auf seiner Seite, aber beschwere mich darüber, dass Publisher X anstatt 70, 80 Euro für seine Spiele nimmt, denn im Enddefekt steht immer das Totschlagargument: Du musst es ja nicht kaufen!
Die Frage muss eigentlich eher lauten, ob es überhaupt so ein enges Verhältnis zwischen Herstellern und Journalisten geben sollte, wo letztere jedenfalls, wenn ihr Geschäftsmodell die Monetarisierung von Spielehypes beinhaltet, durchaus Nachteile erwarten können, wenn sie keine Vorabversion bekommen. Und genau weil es eben keinen Anspruch darauf gibt, ist es ein Privileg. (Nebenbei, gäbe es den Anspruch würde ich auch Spielejournalist werden und Ein-Satz-Reviews auf Twitter zu meinem Markenkern machen.) Ich glaube diese kuschligen Arrangements sind typisch für Produktjournalismus. Zum einen weil Konsum positiv aufgeladen ist und die entsprechenden Produkte jenseits der Frage, ob sie den eigenen Ansprüchen genügen, sehr unkritisch gesehen werden. Hersteller und Journalisten wirken vermutlich sogar weitgehend unbewusst gemeinsam daran dieses positive Bild vom Konsumieren aufrechtzuhalten. Zum anderen ist man auf dauerhafte Kontakte angewiesen.
Wie gesagt, bei IM926 gibt es noch mehr Argumente dazu.
Ich seh die Motivation (auch etwas reißerisch) über die Blacklistung zu schreiben ganz einfach: große Studios werden es sich in Zukunft 2mal überlegen, ob ihnen das Blacklisting wichtiger als der Ruf ist. Kotaku-Leser werden ohnehin eher auf seiten von Kotaku sein als auf Publischerseite. Hier wird einfach ein bisschen mit den Muskeln gespielt.