Carnival of Monsters (Richard Garfield / Amigo)
Goethe wird nachgesagt, folgenden Satz als Entschuldigung in einem Brief als Einleitung geschrieben zu haben: „Bitte entschuldigen Sie den langen Brief, ich hatte keine Zeit, einen kurzen zu schreiben“. Und es stimmt: Es fällt nicht sonderlich schwer, lang und breit mit allen Details über ein Spiel zu sprechen. Deutlich herausfordernder ist es, sich in wenigen Sätzen dem Kern des Erlebten zu nähern. Als Leser möchte auch ich eher kurze und prägnante Texte lesen, um einen schnellen Überblick und eine knappe Einschätzung zu erhalten. Diese Fokussierung auf die Essenz des Spieles ist die Kernidee hinter diesem neuen Format, das den schmissigen Namen »300« trägt. Warum 300? Das ist ungefähr die Anzahl an Spielen, die pro Jahr auf meinem Spieletisch landen und aus denen ich versuche, die besten und interessantesten für euch zu filtern – mit nur 300 Wörtern. 300 in 300. Los geht’s!
Um als Mitglied in die elitäre »monstrologische Gesellschaft« aufgenommen zu werden, stellen wir in »Carnival of Monsters« eine schlagkräftige Expedition zusammen. Unser Ziel: in unerforschten Landgebieten die seltensten Kreaturen für unsere Menagerie zu finden.
Da wir jede Runde nur eine Karte aus den im Kreis herumgereichten Handkarten wählen dürfen, ergeben sich konstant spannende Entscheidungen: Hebe ich mir eine starke Aktionskarte für später auf, weil ich sie mir noch nicht leisten kann, nehme ich einen passenden Mitarbeiter der Konkurrenz weg oder riskiere ich die Jagd nach dem gefährlichen Monstergorilla, obwohl ich noch nicht genügend schützende Käfige besitze?
Ärgerlich ist es, wenn wir mehrere Runden lang Länderkarten einer bestimmten Region ansammeln, um dort möglichst exotische Wesen zu jagen, wir dann aber wegen Kartenpech nie die passenden Monster erhalten. Aber so ist das eben mit der Jagd: ohne Geduld und Glück bringt auch die beste Ausrüstung nichts.
Toll: Unabhängig von der Spieleranzahl (2-5) dauern die Partien kaum länger als 45 Minuten, da die Aktionen gleichzeitig abgewickelt werden und man nur selten auf Mitspielende wartet. Nervig dagegen: Wirklich planen und bändigen lässt sich die Safaritour nicht.
Vielspieler werden schnell ernüchtert sein, denn selbst wenn alle Karten bekannt sind, lässt sich keine rechte Strategie zurecht legen. Dafür ist der Stapel zu groß und die Willkür in der Verteilung der insgesamt nur 4×8 ausgeteilten Karten pro Partie im Verhältnis zu groß. On Top kommen dann noch Würfel, mit dem die wichtigen, schützenden Käfige pro Runde ermittelt werden, die den Glücksfaktor und den Eindruck eines nicht gänzlich ausbalancierten Spiels verstärken.
Reizvoll finde ich die hohe Zugänglichkeit und die Schnelligkeit der Runden, die mich trotz aller Kritik derzeit immer noch zu einer kleinen Absacker-Runde motivieren können. Die wunderschönen Illustrationen von der Starriege der Branche tragen dazu auch einen nicht unerheblichen Teil bei.
3/5
Carnival of Monsters
Autor: Richard Garfield
für 2-5 Spieler*innen
Dauer: ca. 45 Min
Illustrationen von: Loïc Billiau, Martin Hoffmann, Dennis Lohausen, Michael Menzel, Oliver Schlemmer, Claus Stephan & Franz Vohwinkel
Erschienen bei: AMIGO
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