IM1538: Le Brunch - Was macht eigentlich der GAME?
Der GAME ist Deutschlands ältester und mitgliederstärkster Verband der Gamesbranche. Sein Geschäftsführer und heutiger Gast bei Daniel ist Thorsten Unger. Im Podcast erklärt er, was ein Branchenverband eigentlich macht und welche Aufgaben und Interessen er als Chef des Verbandes übernimmt. Außerdem spricht er darüber, warum es hierzulande mit dem BIU gleich zwei Verbände für die Spieleindustrie gibt.
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Also Lobbyismus als Bestandteil der Demokratie? Da sind mir aber durchaus etwas die Zehnnägel zusammengerollt. Denn Demokratie heißt Herrschaft vom Volke aus und nicht von Wirtschaftsverbänden und Firmen! Ich möchte an dieser Stelle einfach mal das Buch „Am besten nichts neues“ empfehlen, welches eben Lobbyismus in Politik und Medien behandelt und das kann niemand wirklich wollen, der an einer lebendigen Demokratie interessiert ist. Vor allem nicht in Zeiten wo Nazis und Verschwörungstheoretiker bis zu 24% bei Landtagswahlen holen!
http://www.amazon.de/Am-besten-nichts-Neues-Meinungsmache/dp/3938060506
Man könnte natürlich sagen: „Ach, Axel, reg Dich nicht so auf“ – Aber das Konzept des Lobbyismus ist persé abzulehnen. Es kann nicht sein, dass Wirtschaftsvertreter Gesetze mitschreiben oder ganze Reden für Politiker vorbereiten. Und auch diese Nebelkerze von wegen „Ja, ein einzelner Abgeordneter kann ja nicht alles im Überblick haben“ – Das stimmt! Und deswegen sitzt im Bundestag eben nicht ein Abgeordneter, sondern über 600, alle mit ihren eigenen Kompetenzen und Fachausschüssen. Wenn der gute Gast hier so tut, als ob Entscheidungen im Bundestag von jeden Abgeordneten einzeln entschieden wird, dann betreibt er hier Volksverdummung.
Die Politik muss in erster Linie für den Bürger da sein, nicht für Firmen. Sie muss das endlich lernen, möchte die Politik nicht, dass die Demokratie durch immer stärkere Extremisten irgendwann abgeschafft wird.
Und zur Interessensvertretung der Bürger im Spielesektor würden viele Dinge gehören:
– Konsequentes Verbot von F2P-Modellen: Diese sind darauf ausgerichtet Suchtmechaniken beim Spieler zu aktivieren und daher sollten diese zumindest unter das Glücksspielgesetz fallen. Zumal genau diese Spiele auf den Smartphones oft auch von Kinder und Jugendlichen gespielt werden!
– Täuschung im Einzelhandel: Es kann nicht sein, dass man Datenträger eines Spiels kauft und dann ist nicht das eigentliche Spiel auf der DVD, sondern nur so ein Steam Client und das Spiel muss dann doch wieder im Netz und mit einem Account runtergeladen werden. Das ist arglistige Täuschung, die auch schon von Verbraucherzentralen angemahnt wurden – und es passiert nichts, das dem mal ein Riegel vorgeschoben wird! Wer jetzt sagt: „Dann lädt man es halt im Netz runter“ war sicherlich noch nie in ländlichen Regionen, wo es mit DSL-Verbindungen nicht gut aussieht!
– Steuergelder für den Deutschen Videospielpreis? Wie viel Geld setzt die Branche im Jahr um? Milliarden? Wenn ich hier Forderungen höre, dass die Regierung doch mit Steuergeldern Spiele subventionen soll, dann heißt das nichts anderes als: Gewinne privatisieren und Verluste auf den Steuerzahler abzuwälzen. Das hätten solche Lobbyisten natürlich gern, demokratisch ist das aber bei weitem nicht! Steuergelder sollten erstmal für Schulen, für sozialen Wohnungsbau, für die Sicherung der Renten und des Sozialstaats, für Infrastruktur und wichtige Investitionen da sein, eh man Videospiele subventioniert. So weit kommt es noch…
Das nur mal um drei Beispiele zu nennen. Auch das immer brutalere Spiele FSK12 und FSK16 Wertungen bekommen, ist nicht wirklich positiv. Allgemein gehört die FSK mal gründlich umstrukturiert und mehr an den Jugendschutz angebunden.
Und zum Schluss: Nur weil auch andere Lobbyismus betreiben, ist das auch kein Argument dafür, dass Lobbyismus irgendwie was positives wären. Oder gar demokratisch…
Natürlich treibt der Lobbyismus in der Praxis bedenkliche und undemokratische Blüten.
Aber du postulierst, dass nur die Wirtschaft und Industrieverbände Lobbyismus machen. Aber auch Gewerkschaften, Umweltverbände, Mietervereinigungen oder der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club machen das. Dass sich Interessengruppen einer Gesellschaft organisieren, um gemeinsam mit eine Stimme zu sprechen und besser Gehör zu finden, ist für mich nichts Undemokratisches. Im Gegenteil, es ist die Basis der Demokratie.
Theater, Oper, Filmbranche und andere Kulturveranstaltungen werden jedes Jahr mit Millionen gefördert. Da sind die Summen für den Deutsche Computerspielpreis nur Peanuts. Wo beim DCP allerdings Verluste auf den Steuerzahler abgewälzt werden, musst du mir erklären.
Die FSK hat übrigens mit Games nix zu tun, hier ist die USK zuständig. Und dass brutalerer Spiele immer geringe Freigaben bekommen, ist einfach faktisch falsch, wenn man einen Blick in den jährlichen Prüfbericht der USK wirft. Einzig die Anzahl der Indizierungen ging zurück, hier wird in der Tat mittlerweile häufiger ein „Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG“ vergeben. Was ich sehr begrüße, denn als Volljähriger möchte ich selber entscheiden, welche Medien ich konsumiere. DAS ist nämlich Demokratie, wenn der Staat keine Inhalte für seine Bürger zensiert!
Ich bin bei Dir, was den Lobbyismus angeht. Auch wenn dieser dokumentiert werden müsste, Lobbywatch hat da einige sinnvolle Forderungen. So einen kleinen Branchenverband kann man auch nicht mit RWE, Edeka oder Banken in den Topf werfen.
Aber wenn selbst Spiele wie Mortal Kombat X und Doom eine Freigabe kassieren, frage ich mich ob es die USK überhaupt noch braucht oder endlich das international anerkannte PEGI-System eingeführt werden kann. Und zensiert hat ja immer nur die Industrie selber, um ihre Spiele trotzdem in Deutschland verkaufen zu können. Die Frage ist, ob der Begriff „Zensur“ dann noch so passend ist. Dass Spiele und Filme an verschiedene Märkte unterschiedlich angepasst werden, passiert ja öfters.
Na ich vermute aber mal, dass dieser Fahrrad Club nicht die gleichen Lobby – Optionen wie Telekom oder RWE haben. Hier können höchst professionell Gesetze Politikern nahegelegt werden, die hauptsächlich einem einzelnen Konzern dienen, ohne dass dies der Öffentlichkeit bekannt ist. Fach und Branchen Vertreter können ja gerne von Gremien befragt werden, aber nicht heimlich bei geschenktem Essen.
Schönes Beispiel sind auch die beiden großen Kirchen im Land: Es ist schwierig gegen diese gut finanzierten und vernetzten Lobbyisten anzukommen, z. B. Mit Befürwortern der Sterbehilfe.
Lobbyismus ist ein Teil der Demokratie, aber er sollte schon auch kontrolliert werden – zum Beispiel von den Medien oder einem Podcast wie diesem. Das, was Herr Unger in Bezug auf diese Urheberrechtsnovelle gesagt hat, hätte mindestens die ein oder andere kritische Nachfrage nach sich ziehen müssen. Es ist wichtig und richtig, dass endlich mal das Urhebervertragsrecht reformiert wird, um die Autoren besser zu stellen, die vielerorts duch sogenannte „Buy Out-Verträge“ ausgebeutet werden. Dass das Presse – und Buchverlage nicht gut finden ist klar und dasselbe gilt für den GAME. Es ist eben doch letztlich doch einfach ein Wirtschafsverband und das hier der Geschäftsführer unwiedersprochen einen solchen Blödsinn von sich geben kann zeigt, dass man sich eben besser/anders vorbereiten muss, wenn man einen lupenreinen Lobbyisten zu Gast hat.
Valider Punkt. Da ich von der Urheberrechtsnovelle inhaltlich allenfalls oberflächlich Ahnung habe, war ich in der Tat hier zu wenig fachlich fitt, um kritische Nachfragen zu stellen.
Ist auch nicht so schlimm, ich war da auch zugegebenermaßen etwas zu harsch.
„Laut Daten des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ist der „Landwirtschafts-Simulator“ das einzige Spiel aus Deutschland ab 20 Euro, das sich 2014 und 2015 mehr als 100.000 Mal im deutschen Markt verkauft hat. Es wird in der Schweiz entwickelt, erscheint aber beim deutschen Publisher Astragon in Mönchengladbach und wird daher als deutsches Spiel gezählt. Zum Vergleich: Aus Kanada kamen 2014 insgesamt 23 solcher Spiele, aus den USA 16, aus Japan zwölf und aus Schweden und Großbritannien jeweils sieben.“
http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article153340629/Die-fatale-Liebe-der-Deutschen-zum-Bauern-Simulator.html
Schon traurig, was es in der aktuellen M!Games in die Top 3 der besten Spiele aus Deutschland geschafft hat. Die Politik müsste vor allem kleine Indie-Studios viel mehr fördern und an den staatlichen Universitäten und den Berufsschulen Ausbildungen explizit für Spieleprogrammierer anbieten.
„Die Politik müsste vor allem kleine Indie-Studios viel mehr fördern und
an den staatlichen Universitäten und den Berufsschulen Ausbildungen
explizit für Spieleprogrammierer anbieten.“
Hmm… ehrlich gesagt frage ich mich eher, ob wir mittlerweile nicht eher ZUVIELE Spieleentwickler haben.. International gesehen. Ob es da hilft noch mehr aus Deutschland nachzuschieben in einen überfüllten, übersättigten Markt? Die Indie-Stories die man so von gamasutra und Co. hört, sprechen ja Bände… die meisten „vegetieren“ ja fast schon vor sich hin, da wird ja bald schon eher Armut produziert als alles andere… und diejenigen mit Happy End, die dann mal wirklich zu Geld kommen (.. was noch lange nicht heißt dass sie à la Notch sich eine Villa kaufen können) sind die wenigen, die da überlebt haben.
Ich weiß nicht, ob es sowas schon mal gab, aber ich hätte großes Interesse an einer „behind the scenes“ Folge mit Hintergrundinformationen zu insertmoin wie z.B.:
• Wie entscheidet ihr, wann welche Themen besprochen werden? Manche Podcasts kommen zeitnah zum Release, auf manche wartet man ewig ;-) (Axiom Verge, Undertale, Darkest Dungeon etc.)
• Wie entscheidet ihr, wer welche Themen hostet?
• Versucht ihr alle Spiele durchzuspielen?
• Wie wählt ihr eure Gäste aus?
• Besprecht ihr nur Themen, welche euch auch interessieren oder kommen „Blockbuster“ und gehypte Spiele immer dran?
• Wie lange dauert die Vorbereitung einer Folge, wie lange die Nachbearbeitung (Schnitt etc.)
• In welcher Umgebung nehmt ihr mit welchem Equipment auf?
• Was ist euch bei insertmoin in besonders guter Erinnerung geblieben, also quasi eure Highlights, was verlief nicht ganz optimal?
• Was sind die Pläne für die Zukunft von insertmoin?
Andere Hörer haben bestimmt noch viele weitere Fragen…
Würde mich freuen, wenn es sowas mal als LeBrunch gäbe.
LG
Hallo,
danke für die Fragen. Das würde in der Tat sicherlich eine Brunch-Folge füllen, wir sind nur selber nicht auf die Idee gekommen, einfach mal über uns zu sprechen. Fühlt sich komisch an. Vielleicht machen wir das einfach mal als Sonderfolge für Patreons, da passt es ganz gut, denke ich.
Danke für den Input! Fragen sind notiert und falls wir die Folge mal machen, gibt es dann dazu Antworten! :)
Ich glaube ja, dass viele Hörer (und nicht nur Patreons) Interesse hätten, für uns seid ihr ja sowas wie kleine Stars ;-)
Fragt doch mal per twitter, ob Intersse an sowas besteht. Ich denke, ihr wärt überrascht. Und über sich selber reden ist doch immer am einfachsten ;-)
Interessante Folge mit wirklich vielen guten Infos über den GAME. Allerdings finde ich den Redeanteil des Gastes ein wenig zu hoch, bzw. seine Antworten zu einer Frage zu lang. Besser als bei dem BIU Cast, aber immer noch etwas Luft nach oben.