IM1070: IM meets Fanboys - GDC und GC-Pressekonferenzen
Willkommen zu den Fanboys, Willkommen zu Insert Moin. In dieser Kooperationsfolge treffen sich Martin, Micha und Manu in einer spanischen Bar in Köln/Deutz zu einem gemütlichen Glas Maracujasaft-Schorle, um über die „GDC Europe“-Konferenz, sowie den Besuch der beiden Pressekonferenzen von Microsoft und Sony zu sprechen.
Welchen Fokus haben die beiden Konsolenhersteller gesetzt, auf was freuen sich die Podcaster, welche plattformexklusiven Spiele wurden angekündigt und gab es überhaupt Neuigkeiten zu sehen, die man nicht schon von der E3 kannte? Dies und mehr im Podcast.
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Superboys. Quasi.
Zu Minute 10: Das mit der geringen Frauenquote ist doch bei solchen Veranstaltungen auch „Schuld“ der Frauen, die eben von sich aus entscheiden, nicht hin zu gehen. Bzw. glaube ich nicht, dass es da am Eingang Geschlechtskontrollen gibt.
Es sei denn, man argumentiert, dass es zwar genügend interessierte Frauen geben könnte, die Veranstaltung jedoch für diese nicht interessant genug aufbereitet ist. Mit der Argumentation dreht man sich aber auch schnell im Kreis.
Dabei muss ich nur dran denken, dass ich grad von ’ner Literatur-zentrierten Messe zurück bin und dort ein gewaltiger Frauenüberschuss war (locker 70 bis 80 %). Da sagt aber komischerweise niemand, dass da mehr Jungs rangeholt werden müssten …
Auf manchen Gebieten muss man anscheinend den jeweiligen Geschlechtern ihre spezifischen Interessensschwerpunkte lassen, ohne da zu viel hinein zu interpretieren.
Es ging um die Zahl der Frauen unter den Präsentatoren, nicht im Messepublikum.
Wie war eigentlich die Frauenquote bei der anwesenden Fachpresse?
Ja, die Präsentatorinnen bezieh ich schon auch mit ein.
Wenn ich jetzt mal meine Erfahrungen mit einbeziehe, würde ich sagen, dass der Frauenanteil im Games-Bereich rapide nach oben geht, wenn´s um Themen wie Grafikdesign geht.
Du meinst also der Anteil der weiblichen Präsentatoren hängt von Publikum ab? Das bestimmt doch der Veranstalter der Pressekonferenz.
Neenee, nich direkt vom Publikum; indirekt schon.
Also grob die Hypothese:
Natürlich hängt der Frauenanteil unter den Repräsentatorinnen der Entwickler bzw. den Pressesprechern, den Moderatorinnen usw. von den Veranstaltern ab. Da meine ich aber, dass es aufgrund des Männerüberhangs in den meisten Gebieten dieser Branche von Vornherein nicht viele Frauen gibt, die man vors Publikum stellen könnte. Mir würden auf Anhieb ein paar kleine Firmen aus dem Gebiet einfallen, wo vielleicht gerade mal eine Mitarbeiterin ’nem guten Dutzend männlicher Kollegen gegenübersteht.
Wie gesagt: ‚Ne Ausnahme scheinen grafische Berufe zu sein. Bei Daedelic z.B. gibt´s recht viele Illustratorinnen und Animatorinnen.
Das Publikum kommt dann ins Spiel, wenn man nach ’nem Grund für die Entwicklung sucht. Denn obwohl Frauen natürlich als Games-Konsumenten absolut gleich zu behandeln sind wie Männer, weil sie im Wesentlichen die gleichen Spielgewohnheiten entwickeln, dieselben genre spielen usw., gibt es doch noch ’nen signifikanten Geschlechter-Unterschied bei der – ich sag mal – Meta-Interaktivität mit dem Medium.
Ein persönliches Beispiel: Ich komm auch aus ’nem Game Studies-Umfeld und da war der Frauenanteil in der Forschung ’ne glatte Null. Die Seminare waren gleichverteilt besucht; doch, wenn’s drum ging, tiefer in die Materie rein zu gehen, wurde das zu ’ner reinen Herrenveranstaltung.
Ähnlich ist die Verteilung ja auch, wenn man sich anschaut, wer die Podcast-Gäste bei Insert Moin und ähnlichen Formaten sind.
Ich könnt‘ allerdings auch nicht sagen, wohin man die thematischen Schwerpunkte verlagen müsste, damit sich die Frauenquote der Männerquote annähert.
„Das mit der geringen Frauenquote ist doch bei solchen Veranstaltungen auch “Schuld” der Frauen, die eben von sich aus entscheiden, nicht hin zu gehen.“
Sicherlich handelt es sich in letzter Instanz um eine selbstbestimmt getroffene Entscheidung, nur macht man es sich allzu einfach, wenn man die Gründe dafür ausblendet. Ungeachtet der hohen Zahl weiblicher Spieler wird Frauen nach wie vor vermittelt, dass sie in der Branche nicht viel verloren haben: Spielerinnen werden weiterhin stiefväterlich behandelt, als ihren männlichen Kontrahenten oder Mitspielern nicht ebenbürtig, hier und da sogar geradeheraus mit Ablehnung und/oder Belästigungen konfrontiert. Durch die Beschäftigung attraktiver Frauen als optische Aufheller für manche Stände wird ein Ungleichgewicht geschaffen und geradeheraus signalisiert, dass man keinen Grund sieht, weibliche Interessenten gleichermaßen anzusprechen.
Hinzu kommt, dass im professionellen Rahmen oftmals ein technisches Interesse vorausgesetzt wird, dessen Förderung bei jungen Mädchen noch nicht allzu lange praktiziert wird. Bis dato war es gemeinhin üblich, vor allem künstlerische Ambitionen zu unterstützen, Frauen dazu anzuregen, Schmuckwerk und Zierrat zu produzieren – wissenschaftliches Interesse hingegen wurde noch vor wenigen Jahrzehnten von vornherein eben auf diese Weise oder durch die Verpflichtungen im Zusammenhang mit Haushalt und Familie im Keim erstickt. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass die hohe Zahl der im Grafikbereich tätigen Frauen allein daher rühre; der Einfluss dieser historischen Ungleichbehandlung der Geschlechter ist allerdings definitiv noch heute spürbar. Gerade auch in der Spielebranche.
Und der Vergleich mit der Buchmesse hinkt im Übrigen deshalb ganz gewaltig, weil nirgends suggeriert wird, das Medium selbst wäre Frauen vorbehalten. Woher die vermeintlich oder tatsächlich höhere Quote der Besucherinnen rührt, vermag ich nicht zu sagen, aber mit der Präsentation der Produkte vor Ort und der Büchern grundsätzlich entgegengebrachten Erwartungshaltung wird sie vermutlich eher nicht zusammenhängen.
„Auf manchen Gebieten muss man anscheinend den jeweiligen Geschlechtern ihre spezifischen Interessensschwerpunkte lassen, ohne da zu viel hinein zu interpretieren.“
Nein, muss man nicht.
Okay, ich verstehe, was du sagen willst. Kleine Einschränkung: Mich interessieren an diesen Pressekonferenzen eigentlich nur die Trailer bzw. Spielszenen. Ich weiß also nicht wirklich, wer dort auf der Bühne steht und spule grundsätzlich fast alles vor, was die da erzählen. Wenn das jetzt zum Beispiel immer Chefs von Spielefirmen sind und auf dieser Ebene findet man im Wesentlichen keine Frauen, hättest du in gewisser Weise recht. Man könnte dann natürlich immer noch fragen, ob man unbedingt diese Leute dort stehen haben muss. Insofern die eigentlich Kritik ist ja, dass hier konkret Microsoft sich nicht genug Mühe gibt, Frauen als Präsentatoren zu haben. Was sie auf irgendeiner Ebene sicherlich bewerkstelligen könnten, im äußersten Fall eben dadurch, dass man jemanden aus der PR dafür nimmt. Freilich würde das voraussetzen, dass Microsoft diesbezüglich ein Problembewusstsein hat, was ich nicht glaube. Daher finde ich die Enttäuschung auch nicht so ganz nachvollziehbar.
Allgemein: Die Biologie der Geschlechterunterschiede ist weniger gut verstanden, als viele Menschen glauben. Echte „hart verdrahte“ psychische Dimorphismen zu identifizieren ist alles andere als einfach, auch wenn gewisse Modewellen das Gegenteil suggerieren. Andererseits gibt es so überwältigend deutliche soziale Konstruktionen — wenn die meisten Jungen keinen Rock tragen wollen, ist das kein Ergebnis ihrer männlichen Physiologie — dass es sich durchaus lohnt, auf allen möglichen Gebieten zu hinterfragen, ob ein wahrnehmbarer Geschlechterunterschied nicht vielleicht doch zu einem gewissen Anteil konstruiert ist. Siehe Ninas Überlegungen. Insofern würde ich mich nicht voreilig ein bestimmes Gebiet „aufgeben“. Ich gestehe allerdings zu, dass diese Ungewissheit die Frage, wann man denn nun genug getan hat, zu einem hart umgekämpften Politikum macht.
Ist auf alle Fälle ´n interessanter Diskurs und ich würde mir unterm Strich natürlich auch mehr Frauen in der Spieleszene insgesamt wünschen – auf allen Gebieten. Doch, wo man da ansetzen könnte, is ´ne Frage, die wir hier wahrscheinlich nicht beantworten können. Wär jedoch sicher auch ´n interessantes Thema für die Podcast-Jungs und -Mädels. Die könnten dazu ja mal ´n paar Experten ranschaffen. Z.B. PK-Erfahrene oder eben die Nina.
Aber zu dem Thema Buchmessen noch mal:
Nina meinte ja, dass sie bezweifelt, dass die Frauenquote dort nicht auf die „Präsentation der Produkte vor Ort und der [den] Büchern grundsätzlich entgegengebrachten Erwartungshaltung“ korreliert.
Und das tut sie eben weitgehend doch.
Da sollte ich noch ausholen und dazu sagen, dass ich vor allem im Bereich Comic-Messen und da wiederum mit Schwerpunkt Manga bzw. japanische Kultur meine Erfahrungen gemacht habe. Und dort haben wir den besonderen Fall, dass sich Mädchen und Frauen beinahe den kompletten Kulturzweig unter den Nagel gerissen haben. In Deutschland ist die Quote sicher sogar noch mal höher als sonst irgendwo in der Welt.
Es dominieren weibliche Rezipienten, aber auch Produzenten.
Und auch der wissenschaftliche Diskurs rund um das Thema ist vor allem in weiblicher Hand. Inklusive dem Bereich der Japanologie.
Jetzt haben wir ja mit Manga ein Medium, das nicht so weit weg ist vom Computerspiel – erst recht denen, die auch aus Japan kommen und bestenfalls sogar in Wechselwirkung zu Manga und/oder Anime stehen. Viele Schnittstellen bei den Rezipienten, überlappende Fandoms. Ähnliche „Logiken“ innerhalb der Werke, ähnliche wissenschaftliche Ansätze bei der Auseinandersetzung mit den jeweiligen Medien, Einzeltiteln usw.
Und dennoch driften die Geschlechterverteilungen so stark auseinander und färben demnach natürlich auch die entsprechenden Messen.
Und das sei dazu gesagt: Auf einer deutschen Manga-Messe meine ich, mich recht gut in eine Frau reinversetzen zu können, die eine GamesCom besucht. Da werden Männer auch schnell mal zur (Werbe-)Ware und schön rausgeputzt zur Schau gestellt und generell übersezualisiert.
Aber den Mädels sei’s nach all den Jahren auch mal gegönnt. :-]
Interessant, hier gehen unsere persönlichen Erfahrungen deutlich auseinander, denn ich war jahrelang in der Szene aktiv, habe Forentreffen wie Messen besucht und nie den Eindruck gewonnen, dass der Frauenüberschuss derart eklatant wäre, und auch der alljährliche Japan-Tag in Düsseldorf scheint mir ein sehr heterogenes Publikum anzuziehen. Gestern erst tauschte ich mich außerdem mit einer Freundin aus, die nach wie vor als Mangazeichnerin aktiv ist und deine Einschätzung der Frauenquote bei den großen Buchmessen nicht teilte; aber hier mag wohl auch die selektive Wahrnehmung eine Rolle spielen, daher bringt es herzlich wenig, individuelle Einschätzungen als repräsentativ zu bezeichnen.
Dass allerdings auf Buch- und Mangamessen eine werbewirksame Inszenierung von Männern stattfinden soll, die mit der Praxis der „Booth Babes“ vergleichbar sein soll, kann ich mir nicht recht vorstellen – schon deshalb, weil eine Sexualisierung von Männlichkeit zugunsten heterosexueller Frauen weit seltener stattfindet, und dann gemeinhin andere Formen annimmt. Dennoch: Gibt es entsprechendes Bildmaterial?
„Doch, wo man da ansetzen könnte, is ´ne Frage, die wir hier wahrscheinlich nicht beantworten können.“
Nicht kurz und prägnant, das stimmt, weil es nicht nur einen, sondern zahlreiche Anknüpfungspunkte gibt, an denen sich Veränderungen abzeichnen müssen, wenn sie weitreichende Konsequenzen mit sich bringen sollen. Im Kern geht es aber doch um Folgendes: Männern und Frauen nicht aufgrund ihres Geschlechts spezifische Interessen und Tätigkeiten vorzuenthalten.
Peter Schmeichel!11!!! Dänische Torwartlegende von Manchester United.
Europameister ’92
Champions League-Sieger ’99
Kein Unbekannter
Vielen Dank für die tolle Nachbereitung der PKs in lockerer Runde.
Macht einfach Spass euch zu hören, weiter so …!
PS: Eure Inkompetenz in Sachen Fußball(legenden) tut ja schon fast weh ;)
Erstmal vielen Dank dafür das ihr euch während des Messestress auch noch den Podcast antut. Leider habe ich auf Grund der schlechten Soundqualität nur die Hälfte mitbekommen. :(
„Martin? Fanboys? Kenn ich nich. Mal hören, was der so zu sagen hat.“ Und spätestens beim ersten „Hm-hm.“ ward er erkannt, wenn auch eher vom retrozirkel.
Für den Fall, dass das noch niemand gemacht hat, auch wenn ich mir das nicht vorstellen könnte, möchte ich @map vorschlagen sich sein „Hm-hm.“ patentieren zu lassen. Oder zumindest die Art und Weise der Betonung. Weil.
Warum wird Insert Moin eigentlich nie von Frauen präsentiert? Ich prangere das an! Ihr solltet euch dringend weibliche Moderatorinen suchen anstatt nur weibliche Gäste einzuladen. Insofern muss man sich vielleicht auch mal ans eigene Näschen fassen bevor man munter ins Gender Feld zieht.