IM783: Waren Spiele früher besser?
Waren Spiele früher eigentlich besser oder spielt uns die Erinnerung hier einfach einen Streich? Darauf müsste der heutige Gast von Michael und Daniel, Christian Schmidt, eigentlich eine einfache Antwort finden. Immerhin singt er im Retro-Podcast Stay Forever stets das hohe Lied auf alte Games.
Damals, als Spiele noch handgeklöppelt und mundgeblasen waren und mit Liebe hergestellt wurden, muss das Leben als Gamer doch ein Traum gewesen sein. Müsste man meinen, doch Christian, Micha und Daniel sehen das durchaus ein wenig anders. Warum das so ist, hört ihr im Podacst.
Fabu hat zu dem Thema auch schon mal ein paar Worte im Artikel „Früher war alles besser…“ zu Papier gebracht. Früher, als auch Blogs noch besser waren.
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Mir persönlich wurde das Thema etwas zu oberflächlich und zu einseitig behandelt,was wohlmöglich der Kürze des Podcasts geschuldet ist.
Vielleicht solltet ihr eine Reihe zu diesem Thema machen,mit verschiedenen Gästen und Sichtweisen.
Das Thema gibt aufjedenfall genug her.
An dieser Stelle möchte ich dann schonmal Etienne Gardé von GameOne als möglichen Gast vorschlagen.
Grüsse
Kerplunk
Ja ja, früher, als es wir noch die GameStar, PC Games und Konsorten konsumierten und nicht ahnten, was wir für einen Mist gelesen haben, weil es eh nichts anderes gab.
Um mich selbst mal zu zitieren:
Mir kommt im Podcast die psychologische/menschliche Komponente etwas zu kurz. Ihr redet viel über die Spiele und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert haben, aber was ist mit dem Spieler und seiner Wahrnehmung? Rückblickend hatte ich mit IK+ und California Games mehr Spaß als mit aktuellen Titeln.
California Games ist ein sehr gutes Beispiel, das wäre heute als „casual Scheiße“ verschrieen.
Ich glaube aber Teil des Problems ist auch das sich Spiele immer noch sehr schwer damit tun erwachsene Themen zu behandeln, bzw. seltsame Vorstellungen davon haben was erwachsene Themen sind (nämliche eher langweiliger Kram statt Blut, Sex und Dreck). Bei Filmen z.B. funktioniert das ja halbwegs, da schaut man irgendwann keine Blockbuster mehr sondern eher anderen Dinge. Wobei natürlich Filme früher viel besser waren, und Musik, und Politiker waren alle ehrlich, und drei ??? Folgen waren besser geschrieben und überhaupt…
IK+ rules! Das Bälle abwehren und die Kopfnuss konnte ich am Besten :)
Zum Thema: Ich habe mit einem DmC heute noch genau so viel Spaß wie damals bei IK+ – ich finde die Diskussion dreht sich im Kreis, weil man die Frage nur für sich selber beantworten kann.
Natürlich sind Spiele heutzutage „besser“ per Definition. Sowohl technisch als auch von den Möglichkeiten, der Größe der Welt, der daran arbeitenden Teams, deren Erfahrung und der Dynamik durch mehr Rechenleistung. Von Grafik und Sound ganz abgesehen. Das heißt aber ja nicht, dass man damit auch mehr Spaß hat. Ein Tetris bleibt zeitlos gut, egal in welchem Jahrzehnt ich es entdecke. Gute Spielmechaniken und Ideen altern eben besser, Dinge die sehr auf der aktuellen Technik basieren deutlich schlechter. Vieles funktioniert nur in dem Moment des Erscheinens. Ein Walkin Dead wird aber auch noch einen Retrospieler in 20 Jahren emotional packen, wenn er es nicht kennt. Ein Mario Galaxy wird auch in 40 Jahren noch Spaß machen, wenn man eine Wii auf dem Flohmarkt kauft, weil es ein perfekt abgestimmtes Leveldesign hat. Und genau so wird man eben auch heute auf alten System Spiele finden, die ganz ohne Nostalgie beim heutigen Neuentdecken toll sein können.
Was sich aber definitiv verbessert hat um die Frage mit einem eindeutigen NEIN zu beantworten für mich: Heutzutage ist fast jedes Spiel, das erscheint „gut“. Früher gab es die absoluten, völlig kaputten Totalkatastrophen, die heutzutage nur in Ausnahmefällen noch zu finden sind. Ride to hell aktuell oder letztes Jahr Amy. Und selbst Amy war noch besser als 50% der Spiele, die wir uns in unserer Jugend auf dem Pausenhof ausgliehen haben, die nach 10 Minuten anspielen wieder aus dem Laufwerk flogen.
Was ich früher an Games toll fand das irgendwie JEDES von ihnen ein kleines wunder waren. Heute schaut man oft viel zu oberflächlich auf ein Spiel, vor allem bei großen Produktionen erwartet man imemr wieder eine weitere Innovation. Größere Welten, Inteligentere Welten und alles natürlich im MULTIPLAYER!
Im Gegensatz dazu, wenn ich ein Indiegame spiele (gutes beispiel ist hier „Papers Please“) Ist einfach die schiere Begeisterung der Spielidee, der Atmosphäre und dann immer wieder der Schlag mit der flachen Hand auf den Vorderkopf .. „Alter wie geil ist denn das? Warum ist man nicht früher drauf gekommen?!“
Richtig grob runtergebrochen kann man sagen das man bei Idiegames das Spiel-Erlebnis Gefühl von früher ehr bekommen kann als bei hochpolierten AAA Spielen (ausnahmen ausgeschlossen wie z.B.: Fallout 3+ <3 )
Daher meine Meinung dazu, Spiele waren früher nicht besser, aber das Erlebnis mit der Materie war einfach intensiver und eben noch was sehr besonders!
Ich bin ja ein besonderer Spieler. Ich mag die meisten großen aktuellen Titel überhaupt nicht, während ich im Indie-Sektor viele Spiele finde, die mir großen Spaß machen und auch gerne mal ältere Titel nachhole, die ich zu ihrer jeweiligen Zeit verpasst habe.
Beispielsweise hab ich in den letzten zwei Jahren Monkey Island, Day of the Tentacle, Final Fantasy I-IX, Yoshi’s Island, Phantasy Star IV oder System Shock 2 nachgeholt und alle haben mich komplett umgehauen. Final Fantasy VI hat sich sofort zu meinem absoluten Lieblinggspiel entwickelt. Vielleicht hilft es, dass ich sehr 16-Bit-affin bin, aber mich hat bei diesem Spiel einfach alles weggeblasen – die Charaktere, die Handlung, die Kampfmechanik, der grandiose Soundtrack von Nobuo Uematsu.
Wenn ich mir dagegen hole, dass ich Final Fantasy XIII aufgrund seiner kaputten Bosskämpfe zum Kotzen finde, mich von The Walking Dead (dem Adventure) verarscht fühle, mich bei BioShock: Infinite über die vielen vertanen Chancen ärgere oder Tomb Raider und andere Spiele aufgrund schwachsinniger Scheißdrecks-QTEs gar nicht erst zocken kann, dann muss man einfach festhalten, dass so mancher alte Titel im Schnitt besser war, auch wenn vlt. insgesamt das Niveau gestiegen ist.
Heute stechen da für mich eher ein Ni No Kuni, ein Antichamber, ein To The Moon, die Daedalic-Adventures oder Nintendo-Spiele raus, während viele große Spiele schnell in der Vergessenheit versinken.
Ich glaube, es ist heutzutage einfacher, ein schlechtes Spiel mit beeindruckender Grafik herzustellen.
Ich würde mich Kerplunk hier anschließen und sagen, dass das Thema doch sehr oberflächlich angesprochen wurde. Einige Themen wurden hier auch komplett ausgelassen, wie beispielsweise Spielmechaniken, die sich über die Zeit geändert haben. Dafür habt ihr wiederum viel über technische Details wie Diskettenwechseln oder DRM gesprochen, die jetzt nicht direkt den Spielinhalt betroffen haben.
Die meiner Meinung nach wichtigste Entwicklung wurde mit der kurzen Anmerkung zur Digital Distribution wohl angesprochen. Hätte es die nicht gegeben würde ich Christian mit dem Satz „Heutzutage ist alles besser“ noch mehr widersprechen als ich es jetzt schon tun werde.
Bevor die Indie Spiele durch Digital Distribution ins Spiel kamen hatte sich der Markt sehr „negativ zugespitzt“. Während damals (vor 15-20 Jahren) noch viel Innovation und Vielfalt da war, war das um die 2000er Wende eher weniger der Fall. Das Feld wurde von großen Publishern bestimmt, die auf Massentauglichen Einheitsbrei gesetzt haben. Erst durch die Indie-Szene (und damit meine ich nicht nur 2-Mann Studios um die es sich oftmals bei Indie Fresse dreht) kam zum einen wieder Innovation rein und zum anderen wurde damit den Publishern etwas gezeigt, dass es auch anders geht und sie nicht überall auf dem richtigen Pfad sind.
Die Benutzerfreundlichkeit ist sicherlich über die Jahre wesentlich besser geworden und auf Tooltips in aktuellen Spielen möchte ich nicht verzichten, aber viele der alten Spielmechaniken sind über die Jahre auf der Strecke geblieben und wurden erst vor ein paar Jahren „wiederbelebt“. Das angesprochene Permadeath ist ein Thema, durch das nicht nur Spiele wie Demon Souls, sondern auch FTL und Don’t Starve glänzen. Steht übrigens auch im Gegensatz zu dem was Christian zu UFO gesagt hat, zum „verlieren“ von Spielzeit, wenn man merkt, dass es so nichts wird. Für einige Spieler wie mich gehört das dazu. Ich möchte eine Herausforderung in Spielen, die das Spiel mir aber durch Gameplay und nicht durch fehlenden Komfort stellt (die Grenzen sind dabei sicherlich fließend und Automapping liegt irgendwo dazwischen). Das angesprochene Beispiel mit dem Verskillen finde ich da passend. So etwas sollte das Spiel nur erschweren. Wenn es das Spiel unmöglich macht, ist es meiner Meinung nach schlechtes Game Design, sowohl heute als auch damals. Während ein Versagen in Xcom Ideen auf „so mache ich es besser“ resultieren kann, ist das bei einem RPG, das auch etwas ganz anderes erreichen will, eine andere Geschichte, wenn man sich dort durch Zufall oder Unwissenheit „festspielt“. Wie gesagt wurde, haben Spiele oftmals in der Vergangenheit gegen einen gearbeitet. Aber das eben nicht nur durch Schwierigkeiten im Gameplay, sondern oftmals auch durch puren Unsinn, vor allem vor den 90ern. Wizardry 7 (oder war es 6, Stichwort Wurm und Seriennummer?) war vermutlich eines der letzten „großen“ Rollenspiele, dass einen mit so bescheuerten Rätseln genervt hat, dass man es fast nur mit Komplettlösung spielen konnte.
Grundsätzlich würde ich auch sagen, dass das Gameplay von Spielen von ein paar Ausnahmen von Komplexeren spielen wie Elite oder Rollenspielen pre 1990 sehr bescheiden war und in der Ära von Amiga und C64 (und davor) ist vermutlich schon Nostalgie der Treibende Faktor, der dafür jemanden begeistert. Ich kann mich an viele Spiele erinnern, die ich auf dem C64 gerne gespielt habe, kann aber gleichzeitig sagen, dass ich davon fast kein Spiel heute spielen würde da auch das Gamedesign zu heutigen Maßstäben in der Regel schlecht ist. Das kann ich von Spielen aus den Anfang 90ern nicht sagen (dazu zählen auch die Point and Click Adventures, Rollenspiele wie die Nordland Trilogie, Eye of the Beholder, Lands of Lore und auch Jagged Alliance). Diese Art von Spielen hat einen gewaltigen Abstieg mitgemacht oder wurden schlicht zB durch den Aufkauf von EA eingestampft und wurden erst jetzt durch Indie bzw Kickstarter wiederbelebt.
Neben Permadeath gibt es aber auch noch eine ganz andere Spielmechanik die nahezu vollständig ausgerottet wurde: Rundenbasierte Kämpfe. Wer rundenbasierte Kämpfe den Echtzeitkämpfen vorzog, der hatte irgendwann ein Problem. Denn mit Fallout Tactics und Xcom Apocalypse, die noch beide Hybriden waren, die sowohl rundenbasierte als auch Echtzeitkämpfe boten, war der Rundebasierte Kampf fast nirdgends mehr zu finden. Und erst durch Xcom EU (das ich im Gegensatz zu Christian aufgrund von „streamlining“ vor allem im Kampfsystem überhaupt nicht leiden kann) wurde dem Markt nochmal gezeigt „es lebt, und es gibt durchaus Interesse“. Und nun besinnen sich viele Serien wieder zurück auf Rundenbasierten Kampf. Die DSA Titel sind ein Beispiel, Jagged Alliance ein anderes, mal von Spielen wie Wasteland 2 und einem Haufen Indie Titel ganz abgesehen. Es gibt sogar Reihen wie Dvinity, die auf einmal das ganze umdrehen und von Echtzeit auf Rundenbasiert wechseln.
Wer diese Spiele mochte befindet sich gerade am Ende einer Tiefphase, die vermutlich in etwa einem Jahr erst vollständig wieder überwunden sein wird.
Hinzu kommen natürlich noch andere, persönlichere Faktoren, ob früher alles besser war oder nicht. Wie beispielsweise die Grafik. Die ist natürlich heute im Sinne der allgemeinen Machbarkeit besser. Nun ist eine Frage aber auch, wo die Schmerzgrenze liegt. Meine persönliche Schmerzgrenze liegt in etwa bei VGA und damit ebenfalls in der vorherigen angesprochenen Gameplay-„Zeitgrenze“. Aufgrund der Grafik kann ich mir heute viele Spiele der Pre 90er Ära kaum noch ansehen. Die Toleranzgrenze liegt bei einigen Spielern vielleicht noch weiter zurück, bei den meisten neueren Spielern allerdings viel näher in der Zukunft.
Da kommt allerdings dann auch ein weiterer Faktor in das Spiel, welcher kurz im Podcast angesprochen wurde: Polygongrafik ist schlechter gealtert als Sprite Grafik. Persönlich fand ich Duke 3D schon immer schöner als Quake und konnte auch nicht verstehen wie man Quake vorziehen konnte aber aus heutiger Sicht sehen Spiele wie Quake grausig aus.
Der Wechsel auf diese neu entdeckte 3D Grafik, auf die alle aufspringen „mussten“ um hip zu bleiben hat aber meines Wissens nach auch viele Spieler von bestimmten Spielen weggetrieben. So wurden eine Zeit lang Echtzeit-Strategiespiele auf 3D getrimmt, was ihnen nicht immer gut tat. Noch schlimmer war die Situation in Adventure spielen, bei denen man schöne Grafiken gewohnt war und man sich nun mit extrem häßlichen und unpersönlichen 3D „Dingern“ anfreunden musste. Auch dieses „Tal“ wurde erst nach einigen Jahren und dem Quasi-Tod der Grafikspiele überwunden. Nun gibt es zum einen Indie Titel die das Adventure Genre wiederbelebt haben und zum anderen ist das „uncanny valley“ überwunden dadurch dass 3D Grafiken im Detail von Zeichnungen kaum zu unterscheiden sind.
Würde man die „Gutheit der Spiele“ im Schnitt daher als Graphen darstellen wollen, würde der meiner Meinung nach bis Anfang der 90er etwa linear nach oben gehen, sich seit Mitte/Ende der 90er nach unten bewegen und dann erst vieleicht seit 2008 wieder stark größer werden. Das ganze kommt natürlich stark auf das Genre an, ich habe hier vor allem Adventures, Taktik und Rollenspiele im Kopf. Sportspiele sind da sicherlich ausgeschlossen. Shooter hingegen haben sich vom klassischem Shooter zum Story-Telling mit Schießeinlagen gewandelt und sprechen nun ein ganz anderes Publikum an. Dazu auch das Video „If Quake was done today“: http://www.youtube.com/watch?v=W1ZtBCpo0eU
Freunde von Hundefels 3D, Duke3D, Doom oder Quake warten vermutlich noch auf das Comeback aber in der Ecke habe ich keinen Überblick und erlaube mir kein näheres Urteil.
War also früher alles besser? Sicherlich nicht. Abhängig von persönlichen Präferenzen lässt sich aber sicherlich allgemein sagen, dass heute die Optionen da sind, damit in naher Zukunft das meiste besser sein kann als damals.
Kann mich meinen Vorrednern da nicht ganz anschließen, denn ich finde es wurde vieles Wichtige dazu gesagt, was möglicherweise durch den Plauderton (fälschlicherweise!) in seiner Bedeutung etwas unterging.
Beispielsweise finde ich den von Christian angesprochenen Punkt des Umbruchs zwischen Spiel und Spieler ungemein wichtig und kann eigentlich nicht genug betont werden. Die alten Spiele hassten uns. Sie wollten uns als Spieler, aber sie sahen es als ihre Hauptaufgabe an, uns so viele Knüppel wie möglich zwischen die Beine zu werfen. Ein Spieler musste leiden um erfolgreich zu sein, anders lassen sich auch einige damals entstandene Adventurerätsel einfach nicht erklären!
Richtig bewusst geworden ist mir das erst 2004, als ich nach einigen mühevollen Onlinerollenspielerfahrungen wie Die 4. Offenbarung und Dark Age of Camelot, beide Spiele voller Geißelungen, schwieriger Levelaufstiege, Inventarverlust und als Solospieler später unspielspar, plötzlich auf World of Warcraft traf und genau das Gegenteil erlebte. Kurz zuvor hatte erst ein Dark Age of Camelot wieder per Patch eine Form der Spielergeißlung eingeführt und stand somit im harten Kontrast zur Ausrufezeichenmentalität eines WoW. Kompass, Minimap, leichte Quests, immer wieder verbesserte Bedienerfreundlichkeit. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl, vom Spiel nicht mehr gedängelt zu werden, man fühlte sich beinahe wie ein elender Cheater!
Natürlich sind viele Spiele schon einige Jahre zuvor bedienerfreundlicher geworden, aber in meiner Wahrnehmung war WoW der Startschuss für eine massenwirksame Verbreitung der Pro-Spieler-Mentaliät. Dass das Ganze kommerziell so ungemein erfolgreich war, wird sicher seinen Teil zur Akzeptanz auch unter den Entwicklern beigetragen haben.
Kann auch dem Fazit nur zustimmen, früher war nicht alles besser und ich finde es toll, dass ich die Spielmechanik und die Bedienung nicht mehr als verkappten Endgegner betrachten muss.
Ps: Eine Woche, die mit Christian Schmidt im Podcast beginnt ist sowieso eine gute Woche! :)
Ich kann deinen Punkt bezüglich D4O, DAoC und WoW zwar nachvollziehen, allerdings musst du dabei auch bedenken, dass das alles zu einem Preis kommt. Und während du die Annehmlichkeiten zwar magst, mögen das andere Spieler anders sehen. Hinzu kommen Änderungen die Vordergründig nett sind, aber auf der Meta-Ebene zu Einbußen kommen. Bei den von dir genannten Spielen kann ich dir da gleich mehrere Beispiele geben:
Bei DAoC (zumindest in der Anfangszeit, hatte es nur zu Release gespielt) war es wie du beschrieben hast schon mit viel Schweiß und Blut verbunden eine Stufe aufzusteigen. Andererseits war es auch ein Gefühl etwas erreicht zu haben. Eine Herausforderung überwunden zu haben, vor allem wenn du das zusammen mit Freunden gemacht hast. Etwas dieser Herausforderung geht in neueren Spielen verloren. Dabei möchte ich nicht behaupten, dass stundenlanges grinden von Gegnern am selben Spot in DAoC sonderlich anspruchsvoll oder spannend gewesen sein muss. Ich spreche hier vom allgemeinen Tenor einer Herausforderung.
Du schreibst, dass du D4O gespielt hast. Ich kenne das Spiel nur ansatzweise, aber soweit ich weiss, gab es dort auch RP-Regelungen auf einigen Servern wie auf UO „Rollenspiel-Shards“. Das heisst, dass Out of Character in öffentlichen Channels verboten war und auch anderweitig recht „drakonische“ Regelungen galten. Wieso sind diese Relgen so drakonisch und erlauben einem nicht zu tun und lassen, was man möchte? Um eine entsprechende Atmosphäre auf der Meta-Ebene zu erhalten, die anderweitig nicht möglich wäre. Gäbe es diese Regeln nicht, wäre auch das Rollenspiel-Erlebnis ein vollkommen anderes.
Als drittes Beispiel möchte ich World of Warcraft selber anbringen. Hast du dir einmal gedacht „ach, wäre das schön von vornherein fliegen zu können?“. Die Einschränkung, dass man nicht direkt mit dem Flugmount in den neuen Gebieten herumfliegen kann (jeweils per Expansion) kommt nicht zustande, weil einen das Spiel bestrafen möchte. Es kommt dadurch zustande, dass diese Einschränkung dich dazu zwingt den schwereren Pfad zu nehmen der darin besteht Welt zu Fuss zu erkunden, was zu einem ganz anderen Spielerlebnis führt, welches für die meisten Spieler schöner ist, selbst wenn sie über diese Einschränkung nörgeln.
Kurzum: Manchmal müssen Spiele die Spieler zu ihrem Glück zwingen, da das auf einer Ebene liegt, die sich jenseits des direkten Verständnisses des Spielers befindet.
Damit will ich natürlich nicht abstreiten, dass WoW in Sachen Interface und allgemeiner Bedienbarkeit die Nase vorn hat. Es geht mir hier primär um die Gamedesign Aspekte.
Es mag komisch sein, aber wenn man zum Beispiel nur das Super Nintendo nimmt, findet man dort nahezu in jedem Genre ein Spiel, welches in diesem als bestes aller Zeiten gelten könnte und dies für viele auch tut.
War deswegen früher alles besser? Sicher nicht, aber man hatte damals einen Punkt erreicht, an welchem Darstellung, Spielvergnügen, Storytelling, Komfort, Spielideen, etc. auf einem dermaßen hohen Level waren, dass diese Zeit eben als echter Höhepunkt der Videospielgeschichte gelten muss.
Spiele wie Super Mario World, Street Fighter 2, Chrono Trigger, Zelda ALTTP, Super Metroid (um nur ein paar Beispiele zu nennen) waren absolute Ausnahmetitel, die damals (persönliche Geschmäcker mal ausgenommen) nicht besser hätten realisiert werden konnten.
Der Spalt zwischen „was denkbar und möglich ist“ und dem „was letztendlich umgesetzt wurde“ war extrem klein, und davon sind wir derzeit, also heute, meilenweit entfernt.
Deswegen war früher nicht alles besser, aber das Mögliche wurde besser umgesetzt. Die Spiele von heute sind gut, wichtig und entwickeln die Branche weiter, eine „golden Generation“ ist es aber nicht.
dem stimme ich nicht zu, Christian. Stell Dir einfach mal vor, wie Du gerade Super Metroid als Kind spielst und dann kommt ein Zeitreiser und gibt Dir Metroid Prime. Oder Mario 64 oder Galaxy. Auch diese Spiele haben zu Ihrer Zeit die vorhandenen Möglichkeiten perfekt umgesetzt.
Das gleiche gilt auch für Assassin’s Creed II oder BioShock. Und ja, auch ein Modern Warfare 2 würde einen Doom-Spieler in den 90ern wegblasen, und das nicht nur optisch. („wie, man kann nach oben und unten gucken und schießen?“). Dass einem moderne Entwicklungen evtl, nicht mehr schmecken oder sich die persönlichen Vorlieben ändern, wird bei der Diskussion oft vergessen. Aber wie Micha im Cast so schön sagt: Es gibt doch viel mehr Auswahl als früher.
Jet Set Radio war zu seiner Zeit zum Beispiel in meinen Augen das perfekte Spiel. Oder Tony Hawk. Beim Spielen der HD-Remakes fällt einem schon stark auf, über was man früher hinweg gesehen hat, weil man es nicht anders kannte. (und man nicht sofort im Internet lesen konnte, was die anderen alles scheiße finden). Heutige Spiele müssen sich natürlich auch mit viel mehr Erfahrung der Spieler und viel mehr öffentlicher Meinung messen lassen.
Das ändert aber nicht daran, dass die Lücke zwischen „was möglich ist“ und dem „was am Ende rauskommt“ heute viel größer ist als in der SNES Ära.
Natürlich würde der Zeitreisende jede Menge vor Staunen ausgerenkte Kiefer ernten, irgendwann würden sich aber auch diese Kinder fragen, warum Mario Galaxy keine zeitgemäße HD Grafik hat, warum in Assassin’s Creed II irgendwann die Story durch eine Paywall zerstört wird, etc.
Wie gesagt: Tolle Spiele, ja, aber eben keine goldene Generation.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen,
sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.
(Antoine de Saint-Exupery)
Ich glaube für viele Klassiker gilt genau diese Regel (Loderunner,
Jumpman). Ist Galaga besser als Galaxian, oder schon zu aufgebläht?
Ist Ultima V schon zu bunt, zu groß, zu …
Bei vielen modernen Spielen wünsche ich mir manchmal zum Vergleich
eine minimalitische Variante.
Witzig finde ich z.B. Evoland, das genau diese Entwicklung innerhalb
des Spiels durchmacht, nur geht die Evolution da viel zu schnell.
Genau nach dem Prinzip würde ich mir wünschen, einen Level
in verschiedenen Evolutionsstufen durchzuspielen. Nach erfolgreicher
Bewältigung darf ich dann für den nächsten Durchgang wahlweise
Musik, Grafik, Soundeffekte, Kamera oder sonstwas aufleveln.
So, jetzt ohne texturierte Wände, aber mal mit Autoheilung …
GameStar mit Christian Schmidt war wirklich besser :(
Hotline Miami und Portal 2 vs. Tony Hawks 2, Outcast und Wave Race (persönliche Favoriten). Gibt es nicht immer gute und schlechte Spiele in jeder Zeit?
Ansonsten kann man ja vielleicht mal einen Aufsatz von Kasimir Malewitsch über sein Schwarzes Quadra lesen (um die so geliebte Kunst ran zu ziehen). Da geht es start darum, was mit in einem Werk erkennen kann. Sich selbst oder das dargestellte. Kann auf Spiele auch zutreffen.
*Schwarzes Quadrat
Ich glaube das wir alle hier in einer mini-kleinen Blase leben. Innerhalb dieser Blase glaube wir zu wissen was früher besser war und heute schlecht. Die Wahrheit ist aber, es gibt Millionen, 10 Million und 100 Millionen von Menschen, die keine, aber auch garkeine Ahnung von Spielen haben und einfach nur das kaufen was die Medien ihnen vorwerfen. Selbst das schlechteste Spiel und das 20. Call of Duty wird von der Masse mit 10/10 bewerten. Das muss man sich bei solchen Diskussionen immer wieder klar machen.
Ey, alter. Komm mal klar »Call of Duty 20: Gunshooter 3« ist ja wohl auch mal objektiv 10/10.
Sorry Leute, aber die Questnavi ist der tot jedes neuen RPG´s. Wo bitte ist der Reiz wenn mir ein Pfeil genau sagt wo ich hin muss? Wo ist denn da der Spaß? Lächerlich…
Waren Spiele früher besser?
Wie bei Filmen und Musik auch hier meine klare einsilbige Antwort: Nein.
Sie waren optisch unterschiedlicher, weil sich Entwickler immer was einfallen lassen mussten, dank beschränkter Hardware.
Auch die Musikstücke der alten Games waren anders als das heutige oft auf episch getrimmte Geräuschspektakel (bei näherem Hinhören sind aber auch die neuen Gametunes recht abwechslungsreich).
Es gibt noch immer genug Abwechslung.
Man muss nur suchen. War ja damals nicht anders. Von alleine sind einem die guten Spiele nicht in den Schoß gefallen.
Heute scheint dank Internet alles viel einfacher und näher, nur sind die Leute zu faul geworden.
Statt das Internet positiv zu nutzen wird gejammert. Darüber wie schlecht die Musik heute ist, wie grottig die heutigen Filme sind und wie fad und langweilig die modernen Videospiele.
Klaro habe ich heute nicht mehr DIE Zeit wie noch in den 80ern und 90ern. Trotzdem habe ich mich ins heute eingefunden, vieles ausprobiert – Bücher, Musik, Filme und ja, auch Videospiele.
Dabei habe ich stets meinen roten Faden an dem ich mich in die Anfangsphase zurückorientieren kann. So weis ich auch heute was mir zusagt. Ich muss auch längst keine Reviews mehr lesen. Dazu habe ich schon zu viel gezockt. Evtl. ein kleines Video zum Gameplay, ein paar Fetzen Grafik, ein paar Töne der Musik und gut.
Auch einst totgesagte Musikrichtungen kommen in alter und neuer Form wieder.
Wenn das Gefühl entstehen sollte das es gerade jetzt keine Spiele mehr gibt die so sind wie früher, einfach etwas abwarten. Die guten Sachen kommen alle wieder, und sogar die schlechten.
Ja, die Schlechten. Fokuhila gibt es ja auch wieder.