IM1420: Uncharted - The Nathan Drake Collection
In Uncharted – The Nathan Drake Collection veröffentlicht Sony alle drei bisher nur für die PlayStation 3 erschienen Uncharted-Spiele noch einmal in einer gemeinsamen Box für die PlayStation 4. Dreimal kinoreife Abenteuer-Action mit toller Optik, das klingt doch nach einem super Paket, mit dem man nicht viel falsch machen kann. Das finden zumindest Micha und Daniel.
Ihr Gast, Dom von Gamespilot, sieht das hingegen etwas anders und findet die Nathan Drake Collection gar nicht so toll. Was ihn genau an Uncharted stört, das erklärt er im Podcast.
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Der erste Teil des Podcasts war super! Auch gut zwei Meinungen zu haben, kann es voll verstehen, wenn so eine Art von Spiel einem generell nicht passt.
Aber der letzte Teil:
Man kann auch alles völlig übertrieben tot analysieren. Und gerade bei einem Spiel, das überhaupt gar nichts in die Richtung gehend aussagen möchte, sondern klassische „Popcorn Action“ ist. Mehr nicht.
Das Nathan eine weibliche Protagonistin beim einsteigen direkt vom Steuer jagt hat in dem Fall nichts mit Sexismus zu tun, damit das der Spieler halt weiterhin mit seiner Spielfigur am Drücker bleibt. Deswegen übernimmt sie ja auch wieder das Steuer wenn er ballern muss.
Mist jetzt hab ich ja selbst etwas tot analysiert, was man hatte kurz fassen können?
Aber du solltest schon bedenken, dass auch „klassische Popcorn Action“ kein anarchischer Raum ist, in dem plötzlich jegliche Ethik, Moral oder Menschenverstand ausgekoppelt ist. Daher sollte das eigentlich kein Argument sein, Uncharted und ähnliche Spiele einfach aus der Diskussion auszunehmen — sonst sind wir nur noch zwei Schritte vom „Sind doch nur Videospiele…“-Argument entfernt.
Natürlich hat so etwas keine komplette Narrenfreiheit! Aber ich finde trotzdem, dass Uncharted nichts in diesem Bereich so sehr falsch macht, dass man so viel drüber diskutieren müsste.
Das ist einfach seichte Unterhaltung, sowas gibt es ja nicht nur bei Videospielen, sondern auch bei Büchern/Filmen und Musik. Und da wird auch nie diese Metakeule rausgeholt.
Bei Videospielen habe ich momentan das Gefühl, dass die Gamer das Bedürfnis haben diese Diskussion bei jedem Spiel zu führen, um zu zeigen, dass Videospiele auch relevant und tiefgründig sein können.
Sind sie ja auch, aber halt nicht immer. Was aber auch für mich völlig ok ist.
Nicht jedes Spiel sollte auf den Niveau von Uncharted sein und andersrum auch nicht jedes wie ein Beginner´s Guide völlig eskalieren:D
Puh, „Metakeule“ ist ein ekliges Wort. Davon abgesehen kann ich nachvollziehen, wie du zu deiner Meinung darüber kommst und sicherlich auch genervt bist, dass immer wieder „diese Themen“ angesprochen werden. Das zeigt allerdings auch, dass du Videospiele so genießen kannst, wie sie momentan in großen Teilen produziert werden – tatsächlich aber gibt es eine ungemein große Community, die sich entweder durch platten Sexismus, Stammtisch-Moral, Fremdenfeindlichkeit usw. angegriffen fühlt. Diese Gruppe ist seit Jahren völlig unterrepräsentiert im öffentlichen Diskurs. Das ändert sich nun allmählich, was natürlich Spieler wie dich verwirrt und nervt. Aber dieses Gespräch muss geführt werden, um nicht weiterhin zahllose Spieler aus der Spielkultur aktiv auszuschließen – und das kann ja auch nur in deinem Interesse liegen.
Hier geht es also gar nicht darum, Videospielen notgedrungen Tiefrgründigkeit aufzudrücken, das haben wir glaube ich schon lange überwunden, auch gegenüber dem Mainstream. Es geht darum, zu überlegen, wie Videospiele aussehen könnten, damit ALLE damit Spaß haben, ohne dass irgendwer auf irgendetwas verzichten muss. Flache Spiele sind natürlich völlig okay und geil und jeder braucht mal sowas – aber flache Unterhaltung funktioniert auch sehr gut, ohne sich über bestimmte Gruppen lustig zu machen.
(Oh, und diese Diskussion wird derzeit auch sehr lebhaft bei Büchern geführt, andere Medien sind davon nicht ausgenommen.)
:D ja „Metakeule“ klang jetzt schlimmer als gedacht!
Also ich möchte damit ja auch nicht sagen, dass diese Diskussion nicht wichtig ist.
Ganz im Gegenteil: Wenn da in Metal Gear eine Frau völlig übertrieben übersexualisiert wird, dann ist das komplette Grütze und schadet der ganzen Branche.
Aber wenn Nathan einer Frau sagt, dass er fahren möchte dann nicht.
(Argumentation s.o.)
Mich „verwirrt“ und „nervt“ diese Diskussion also überhaupt nicht.
ABER muss man sie halt nicht immer zu jedem Spiel führen.
Hier passiert ein einfacher Fehler. Der Sexismus (nicht nur in Spielen) äußert sich in verschiedenen kleinen und großen Handlungen. Nun geht man hin und vergisst, dass Implikation keine Äquivalenz ist. Nur weil ein Charakter eine bestimmte Handlung ausführt, die eine sexistische Interpretation zulässt, heißt das nicht, dass dies auch die einzig gültige Interpretation ist.
Konkret an dem Beispiel mit dem Autofahren: Nate übernimmt in dieser Szene das Steuer. Wie im Podcast aber schon angemerkt, macht er das nicht nur bei Elena. Die eigentlich naheliegenste Interpretation wäre in seinem Charakter begründet. Er ist der Held und will immer die Kontrolle über alles behalten.
Im Grunde geht es genau darum in Uncharted: Ein „Held“, der immer mit allen Mitteln versucht alles unter Kontrolle zu halten, aber sie trotzdem immer wieder verliert.
Anderes Beispiel:
Statt in das Alter von Marlowe etwas sexistisches zu interpretieren, könnte man sich auch Gedanken drüber machen, ob durch das Alter und das Verhalten eine Aussage über die Organisation getroffen werden soll.
Durch eure Kritik fordert ihr glattgeschliffene Spielen, die nur noch ein kleines Subset an Charakterkonstellationen zulassen. Männlicher Hauptcharakter mit männlichem Gegner -> geht nicht. Junger, männlicher Hauptcharakter mit alter Gegenspielerin -> geht nicht. Alter, männlicher Hauptcharakter mit junger Gegenspielerin -> die Diskussionen will ich mir nicht mal vorstellen.
Sowas macht Spiele langweilig. In realen Welt existieren auch alle Kombinationen von starken und schwachen Charakteren. Für eine Geschichte sollte man einfach die passenden Charaktere auswählen und nicht an irgendwelche absurden Regeln gebunden sein. Wenn das halt zweit männliche Charaktere sind, ist es ok. Wenn nicht… Auch toll. Ich mag Spiele unabhängig vom Geschlecht ihres Hauptcharakters oder der Nebendarsteller…
Sehr guter Podcast mit einer gut argumentierten, spannenden Gegenmeinung, die ich zwar auch nicht teile, aber immerhin gut nachvollziehen kann. Auch schön, dass im zweiten Teil Raum für eher unübliche Gedankengänge gegeben wurde. Dass die Spiele über allen Zweifeln erhaben sind, ist bekannt. Gerade die Metathemen waren hier das spannende.
Zur Serie selbst: Teil 1 ist spielerisch mittlerweile doch arg gealtert, der Sprung zu Teil 2, der in der Tat der beste Teil der Reihe ist, ist groß. Teil 2 hingegen halte ich bis heute für ein fast perfektes Action-Adventure. Das Pacing in dem Spiel ist fantastisch. Teil 3 merkt man an, dass es „nur“ vom B-Team stammt. More of the same, mit schwächerer Regie.
Wer sich über die technischen Hintergründe zur Collection interessiert, dem empfehle ich die Digital Foundry Artikel. Das Ding ist wahrlich ein Vorzeige-Remaster.
FYI: In GEARS OF WAR gibt’s als „weibliche“ Locust die Berserkerinnen, die Männer sind die Drohnen auf dem Schlachtfled, die man reihenweise niedermäht.
„Berserkers are the only known female Locust. The only known method of Locust reproduction is the mating of a Berserker and a Drone; this is accomplished by tying the female down (to prevent the blind female from killing her mate) and having the male rape her.“ Quelle: http://gearsofwar.wikia.com/wiki/Locust_Horde#Physiology
Ein Beispiel für weibliche Figuren bringen, wo Vergewaltigungen gleich Teil der Gesellschaftskultur sind. Wow, auf die Idee muss man auch erstmal kommen. Das ist wirklich ein echter Fortschritt für starke weibliche Figuren in Games! Not.
Weibliche, positive Figuren gibt es in GoW genug. Micha hatte explizit gefragt ob es weibliche Locust gibt. Für mehr war der Beitrag nicht gedacht.
Puh, die Sexismus-Debatte war schon biss´l weit hergeholt, aber ihr habt´s dafür ja auch von allen Seiten ordentlich beleuchtet und seid ja selbst zu dem Schluss gekommen, dass Uncharted da noch kein diskussionswürdiger „Problemfall“ ist.
Hier geht´s auch sehr um die Frage, was im Rahmen einer künstlerischen/kreativen Rolle der Entwickler erlaubt sein darf/muss. Wenn die Autoren sagen, dass Drake einen gewissen Sexismus als Charaktereigenschaft mit sich trägt, dann find ich, muss man das auch mal akzeptieren können. Die ham sich schon was dabei gedacht, als sie die Figur so angelegt haben. Er hat halt Schwächen und das zählt mit dazu. Gute Figuren haben Schwächen.
Die Frage ist doch dann eher, ob der Rezipient damit umgehen kann; ob er den latenten Sexismus-Ansatz à la James Bond oder Indy richtig einordnen und vielleicht ins Verhältnis zu den popkulturellen Vorbildern der Reihe bringen kann.
Na ja, das is ´n viel zu großes Fass, das da in den Stromschnellen unserem Jetski entgegenschwimmt und bei Kontakt explodiert.
Uncharted 1 fand ich damals jedenfalls auch echt anstrengend und viel zu shooterig.
Uncharted 2 war nahezu perfekt für das, was es war.
Uncharted 3 hat mir zwei, drei Sachen genommen, die ich im Vorgänger so mochte (z.B. auf Gegner zurennen und Instant K.O. boxen), war aber ansonsten auch wieder top.
Ich verstehe nicht so recht, wieso in einer kompletten Stunde nicht einmal ein Blick auf „The Last of Us“ geworfen wurde. Soweit ich weiß, hat ja Naughty Dog’s „A-Team“ sich nach Uncharted 2 diesem Spiel gewidmet – eventuell, weil sie selber sogar nach der Popcorn-Action von Uncharted die Ansätze, welche sich davon wegbewegt hatten (Stealth Elemente, vielschichtigere Charaktere usw.) neugierig wurden, wohin sie denn noch so gelangen können, wenn man sich von den Design-Richtlinien von Indiana Jones & Co entfernt.
In Sachen Sexismus, so fand ich die Diskussion bei Uncharted unfair, da sie unter sämtlichen AAA-Produktionen für mich immer bemüht waren sich von den Klischees zu entfernen. Elena kam damals schon sehr stark für einen weiblichen Sidekick rüber, vor allem im Vergleich zu den anderen Spielen damals. Sie konnte Drake in Sachen Sprüchen die Stirn bieten, ist viel Vernünftiger und klüger, konnte in Gefechten eben so mitmischen wie ein Sully und hatte es auch nicht nötig optisch als sexy Püppchen aufzutreten. Die dunkelhaarige, von der sich keiner den Namen merken kann, hatte Drake sogar noch wesentlich besser im Griff.
Der Bösewicht in Teil 3 ist auch absichtlich auf alt getrimmt, weil sie sonst nicht hätte böse sein können – angenommen sie wäre wirklich eine „scharfe junge Braut auf High Heels“ gewesen, so hätte man ihr die Rolle einer intelligenten Gegenspielerin einfach weniger abgenommen. James Bond’s männliche Bösewichte sind ja meist auch nicht umsonst keine jungen sexy Unterwäsche Models gewesen.
Man würde ja auch keine andere inkompetente Figur abkaufen, wenn sie nicht passt (z.B. ein 6 jähriger Junge als Kriegsherr).
Will sagen: Ein Studio wie Naughty Dog, welches im Aktionsspielraum von AAA Spiele-Herstellern (mitsamt dem Publisher-Druck, gewisse Regeln einzuhalten), über die Jahre gezeigt hat, dass sich stetig von der „alten Spiele-Landschaft“ wegbewegt, hat es einfach nicht verdient ins Zielkreuz der immer wieder kehrenden Diskussion zu geraten. Je größer der Laden, desto mehr diktieren Zahlen und Statistiken für sie vor, was ihnen erlaubt wird. Wir werden noch eines Tages auch Piraten-Frauen vor die Flinte bekommen, aber dafür muss sich die Industrie noch halt langsam hinbewegen.
Mir wäre es lieber, die Diskussion hätte man bei anderen großen Spielen gezündet wie bei einem GTA V, was sich offensichtlich sehr schwer damit tut zu ihrem Sexismus zu stehen und es hinter dem Scheinargument der Satire versteckt. Dabei wollen die nur provozieren, ohne jedoch Lösungsvorschläge einzubringen. Bei MGS V Podcast fand ich den Abschnitt z.B. sehr gut eingebracht.
Ich hätte mir gewünscht, dass ihr den Dom nach „The Last of Us“ gefragt hättet, ob er da auch ähnliche Ablehnung gegenüber der Figuren entwickelt hat (oder hätte) oder ob es für ihn 2006 ein anderen ähnliches Spiel gab, was einige Dinge besser gelöst hat. Und das, wenn eine eher aufgesetzte Diskussion entsteht, dass man da etwas deutlicher (einige Versuche von Daniel waren ja drin) dann auch auf einen separaten Podcast verwiesen hätte.
Nicht für jeden Zuhörer gilt, dass die Diskussion nichts im „Videospiel Universum“ verloren hat und man Scheuklappen trägt. Einige – wie ich – werden nur das Gefühl nicht los, dass bestimmte Anhänger der Bewegung diese Tüte bei jedem Spiel versuchen auszupacken, egal ob angebracht oder nicht. Wir wollen ein starkes Medium mit echten Freiheiten? Dann sollte es auch die Freiheiten bekommen Homagen an die 80 Jahre Kinofilme zu machen, inklusive ihrer Klischees.
Und bitte nicht falsch verstehen: Ich kritisiere den Diskussionsverlauf an den wenigen Stellen (überwiegend war er super, vor allem da es heute mal mehr Gegenmeinungen gab als sonst), ihr drei als Personen seid super und ich höre euch immer wieder gerne.
Danke für’s Lesen dieser langen Antwort! :)
Kleiner Nachtrag: Insomniac Games ist der Entwickler von „Ratchet & Clank“ gewesen, Naughty Dog war „Jack and Dexter“. Ich glaube beide Studios wurden schon öfter mal verwechselt damals ;)
Puuh, die Gender-Debatte hätte echt nicht sein müssen. Man sollte viel eher analysieren, warum es heute augenscheinlich ein Problem zu sein scheint, wenn in Medien Frauenwitze gemacht werden dürfen (es aber niemanden stört, wenn gleichzeitig auch „Opawitze“ kommen), früher es aber keinen gejuckt hat. Vielleicht sollte man nicht gleich immer die Gender-Keule rausholen…
Klar, die Darstellung weiblicher Charakter hat sich sehr gewandelt, und wie z. B. in Indiana Jones (oder anderen Action Filmen), Frauen dargestellt wurden, war wirklich sexistisch. Aber gerade bei Uncharted sind die Nebendarstellerinnen doch alle recht toughe Frauen…. Da ergibt es gar keinen Sinn, wenn zu behaupten, das Spiel hätte sexistische Züge.
Am Ende des Tages ist es kurzweilige Unterhaltung, ohne geselleschaftlich Anspruchsvoll zu sein (was ja bei „The Last of Us“ durchaus anders ist). Aus diesem Grund ist es auch meiner Meinung nach vollkommen Okay, wenn man Scharen von Gegner tötet – Auch wenn man sich zwischendurch fragt, woher die ganzen Menschen auf der Insel eigentlich kommen. Und warum sie ständig ihre Waffen an für Nathan strategisch günstigen Positionen liegen lassen. Und zum Glück haben die alten Kulturen ihre Kult-Stätten so gebaut, dass man auch nach hunderten von Jahren an ihnen klettern kann ;)
Ich möchte meine Begeisterung für diese Folge des Insert Moin podcasts aussprechen.
Dominik Schott ist für mich eine derartige Bereicherung der Diskussion dass ich es kaum in Worte fassen kann. Seine Sicht uaf die Dinge ist eine wohltat, diese zumindest in einer Diskussion gehört zu haben.
Dabei geht es mir mit nichten darum zu wollen dass wir alle einer Meinung sich, oder alle eine gewisse Sicht der Dinge annehmen.
Aber durch Herrn Schott fühlte ich mich so angenehm in meiner Sichtweise repräsentiert.
Ich kann mir nur wünschen dass Herr Schott und seien Sichtweise vermehrt in den IM podcast Einzug hält. :>
Nur ganz kurz: schöner Podcast!
Eine Anmerkung zum Spielejournalismus anno 2007: Die GEE hat schon damals Artikel veröffentlicht, welche sich in der Regel fernab der üblichen Factsheet-Abhandlung befanden. Trotz bzw. gerade wegen ihrer Einstellung 2013 stöber ich da auch heute immer noch einmal gerne durch die Sammlung.
Cheers!