IM1521: Unravel
Videospieler, die die Pressekonferenz von EA auf der E3 oder der gamescom verfolgt haben, wissen, welchen Moment wir sehr, sehr gut in Erinnerung behalten haben: die vor Nervosität zitternden Hände von Martin Sahlin des schwedischen Entwicklers Coldwood Interactive haben Twitter begeistert und für den wohl empathischten Moment dieser beiden Industrieveranstaltungen gesorgt. Nun ist UNRAVEL, der EA-Puzzle/Physik-Plattformer mit Indie-Charme fertig und Micha und Manu prüfen, ob so ein kleines, zartes Spiel im Katalog des wohl größten Publishers Platz findet und ob der Woll-Protagonist Yarny auch als digitale Figur unser Herz erwärmen kann.
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Sind wir nicht alle ein Yarny? Wir wickeln uns mit der Zeit ab und am Ende lösen wir uns auf. Ich liebe dieses Spiel hab noch nie ein schöneres Spiel gespielt wie dieses.
Unravel. Einfach nur bezaubernd und schön.
Eine Anmerkung, die mein Textchef bei der Korrektur an die Seite geschrieben hat: „Warum heute so kitschig.“
Ich muss ja leider sagen, dass mich das Spiel enttäuscht hat. Ich habe mich wirklich sehr darauf gefreut und hatte wohl zu hohe Erwartungen.
Das Intro, die Hubwelt im Zimmer und das erste Level spielten sich gut und fühlten sich perfekt an. Leider ging es danach für mich merklich bergab. Man kämpft mehr und mehr mit der Steuerung und gegen die Physik des Spiels (der Abschnitt im Motor!), es gibt Cheap-Deaths und Trial&Error-Abschnitte en masse und es werden das ganze Spiel über nur die gleichen Mechaniken wie im ersten Level benutzt. Die Rätsel selbst halten gar nicht auf, dafür Bugs und Ungereimtheiten.
Das alles wäre für mich sehr schnell verschmerzbar gewesen (siehe auch Never Alone, was teilweise noch schlimmere Fehler begeht), wenn mich das Spiel auch emotional packen würde. Aber das war anscheinend nicht die Intention der Entwickler, denn alles bleibt distanziert und oberflächlich. So bietet das Gezeigte zwar Interpretationsspielraum, aber ich wurde nicht so ganz abgeholt davon.
Nichtsdestotrotz ist es ein wunderschönes Spiel, mit spektakulärer Grafik, tollem Soundtrack und einigen schönen und spannenden Momenten. Nur irgendwie habe ich mir deutlich mehr versprochen.
Ich wundere mich etwas. Natürlich hat Kitsch eine Definition. Zum Beispiel duden.de: „aus einem bestimmten Kunstverständnis heraus als geschmacklos [und
sentimental] empfundenes Produkt der darstellenden Kunst, der Musik oder
Literatur“ Im Englischen wird eine verwandte Bedeutung von „trash“ abgedeckt. Kitsch ist eine negative Zuschreibung. Die Frage ist also nicht wie der Einzelne Kitsch versteht oder sich dazu verhält, sondern ob es sich um solchen handelt. Nur hängt dieses Urteil auch vom eigenen Geschmack ab und ist damit ein stückweit subjektiv.
Mein Wort des Tages ist „Arschloch-Meerschwein“. :)